Stress ade – warum Waldbaden kein Spaziergang ist

Ausgedehnte Spaziergänge durch den Wald, kennen wir alle und viele stellen die Frage: Was eigentlich unterscheidet ein Waldbad von einem Spaziergang oder einer Wanderung und warum kann ich das nicht allein? Das Geheimnis liegt im Detail oder genauer gesagt in der Langsamkeit, der Absichtslosigkeit und ja, auch in der Anleitung durch eine/n KursleiterIn. Zum einen ist es die Geschwindigkeit, die das Waldbad vom Wandern oder Spaziergang unterscheidet. Legen wir bei einer Wanderung gut und gerne 4 Kilometer pro Stunde zurück, sind es bei einem Waldbad maximal die Hälfte oder sogar weniger. Entschleunigung durch Langsamkeit ist angesagt und das ist ganz schön schwer. Unerwartet schwer! Im Alltag rennen wir oftmals durch unser Leben, achtlos und schnell, immer getrieben von all den großen und kleinen Aufgaben, die wir zu erledigen haben. Wer schnell ist gehört zu gewinnt, wer langsam unterwegs ist, zieht den Kürzeren. Selbst bei einem Spaziergang sind wir oft getrieben, wir haben ein Ziel, die Gedanken kreisen und lassen sich nicht stoppen oder wir haben uns ein zeitliches Limit für eine bestimmte Strecke gesetzt, sehen die Wanderung als Sport. Oftmals unterhalten wir uns auch. Beim Waldbad hingegen wird meist geschwiegen. Auch das ist nicht leicht, denn Menschen sind mitteilungsbedürftig und zu reden ist einfacher und gewohnter als zu schweigen. Sowohl schweigen als auch langsam unterwegs zu sein, bedarf der Anleitung und Übung.

Wer das Tempo drosselt entdeckt neben der Entschleunigung die Achtsamkeit. Wer langsam unterwegs ist entdeckt die Vielfalt der kleinen Dinge, staunt über neue Wahrnehmungen und Sinneseindrücke. Nur wer seine Umgebung auch wahrnimmt kann im Kopf abschalten und das Gedankenkarussell automatisch ein Stoppsignal senden.

Wer sich Zeit nimmt und versucht sich der Entschleunigung hinzugeben, der entdeckt beim Waldbaden die Schönheit der kleinen Dinge, wie ein glitzernder Stein, ein hübsches Insekt oder hört das Singen und Zwitschern der Vögel. Meist kommt die Erkenntnis über die Andersartigkeit von Shinrin-Yoku noch während dem Waldbad selbst und Entspannung und Freude stellen sich ein.

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